Mittwoch, 3. September 2025

Noch mal PL82?

In diesem Eintrag gehe ich in der Zeit an den Punkt zurück, an dem ich mich im Rahmen meines Musikhobbys erstmalig mit dem Thema Röhre beschäftigt habe. 
Mit einem damaligen Arbeitskollegen hatte ich mich viel über Musik ausgetauscht. Es blieb dann nicht aus, sich auch mit technischen Fragen zu beschäftigen. Als Gitarrist in einer Band interessierte er sich naheliegend für Gitarrenverstärker mit Röhren. Ich selbst hatte bisher eher Lautsprecher gebaut (z.B. Fostex FR 103 Sigma im Exponentialhorn) und das Interesse an Breitbandlautsprechern wuchs. 
Unsere ersten Gehversuche machten wir mit einem kleinen 6V6 Verstärker nach Schaltungsentwurf Rainer zur Linde „Audio- und Gitarrenschaltungen“. Letztlich haben wir diesen kleinen Amp dann auch in Betrieb nehmen können, auch wenn aufgrund der nicht ganz fachgerechten Umsetzung das Ergebnis mittelprächtig war. Die Teile hatten wir damals noch schön auf Basis eines gedruckten Papierkataloges und Bestellschein bei Welter gekauft. Im Anschluss dann eine Variante des AC10 versucht, was jedoch nicht klappte und wir die Gedanken zum Gitarrenverstärker nicht weiter verfolgten.

Bisheriger Aufbau
Mich hatte das Thema Breitbänder mit Röhren gepackt und ich bin am Ball geblieben. Immer mehr gelesen und eingearbeitet. Immer wieder kleine Verstärker gebaut, dazu gelernt, wie das so läuft.

Mein erster Verstärker, mit dem ich vollauf zufrieden war, entstand nach Schaltungsentwurf GW/RG mit der PC86/PL82. Die letzte Ausbaustufe habe ich heute noch unverändert im Einsatz und auch wenn ich zwischenzeitlich anderes gebaut und getestet habe, bin ich mit diesem Verstärker immer noch glücklich.

Nun spukt immer wieder im Kopf herum, die Ausführungen von Segschneider im Audionisten aufzugreifen, und die weiterentwickelte Version dieses Verstärkers zu nutzen.

Bisher habe ich das nicht weiter verfolgt, weil ich meine PL82 einfach nicht verändern möchte. 
Die Änderungen betreffen nicht nur das Schaltungsdesign, sondern die komplette Stromversorgung.
Für mich war es damals einfacher (auch wenn man das anhand der vielen verlöteten Bauteile kaum glauben kann), die Röhren mit geregeltem Gleichstrom und die Betriebsspannung mit Regelung auf Basis MOSFET zu realisieren. Es lassen sich so relativ einfach und genau die gewünschten Strom- und Spannungswerte einstellen. Nebenbei bemerkt bin ich immer wieder erstaunt, dass die ganze Technik bis heute völlig fehlerfrei läuft. Ich klopfe mal auf Holz... Allerdings geistert mir immer wieder der gut gemeinte Hinweis des Entwicklers im Kopf, das Wechselstromheizung und RC-Siebung die eindeutig musikalischere Lösung darstellt.

Erste Version



Um meine PL82 nicht anzufassen, habe ich mich nun doch dazu entschlossen, die ganze Sache noch mal in Angriff zu nehmen. Zurückliegende Versuche sind aufgrund verschiedener Herausforderungen im Grundausbau stecken geblieben und weil mich das Ergebnis nicht wirklich überzeugte, wieder zurück gebaut worden. 

Im ersten Schritt habe ich die Originalschaltung aus dem Buch Höchst Empfindlich noch einmal 1:1 aufgebaut. Für die Heizung habe ich zwei kleine 20V Trafos verwendet, die aus einer Idee zur Linestufe mit der C3m stammen. Ich komme bei 300 mA auf jeweils 20,2V Trafospannung, was prima passt. Weil die Mittelanzapfung direkt auf Gerätemasse liegt, sind auch keine extra Widerstände nötig. Bei der Betriebsspannung habe ich die von Michael ausführlich beschriebene Stromversorgung übernommen, allerdings dann natürlich die Reihenwiderstände auf die 240V/205V angepasst. Das brutzelt ordentlich was weg, um auf die 205V zu kommen, 5W Typen erforderlich. Wollte ich so, weil das Netzteil noch andere Aufgaben bekommt. 

Etwas schwierig stellte sich die Beschaffung eines geeigneten Trafos dar. Ich wollte keinen extra beschaffen, da am Ende nicht klar ist, ob ich diesen weiterhin benötige. Ein Trafo von Jan Wüsten mit 2 x 230V hatte einfach zu viel Leistung und dementsprechend zu hohe reale Sekundärspannung. 
Ich habe mir dann einen kleinen 30VA Ringkerntrafo von Tube Town aus dem Regal genommen. Nominell 200V bei 0,085A. Nun belaste ich diesen mit ca. 50mA und wenn ich anstelle der 230V Primärwicklung den 220V Abgriff verwende, komme ich nach Siebung auf 280V am Ladeelko. Für den zweiten Kanal musste ich dann doch noch einen Trafo ordern und auch noch einen Ringtausch vornehmen. Die jetzt bei Tube Town verfügbaren Trafos haben primär nicht mehr die 220/230/240V, sondern 110/230/240. Gut, dass ein Trafo alter Bauart noch in meinem Webradio werkelt. Diesen durch den neuen getauscht und somit für den Endverstärker zwei identische Trafos erhalten. Durch diesen Umstand wurde der Verstärker kanalgetrennt aufgebaut, könnte also problemlos in zwei Gehäuse wandern. 
Die ganze Schaltung habe ich in gewohnter Weise auf einem Sperrholzbrett mit Rahmen aufgebaut, um bequem Veränderungen durchführen zu können. Der gestapelte Aufbau war die Folge mangelnden Platzes und meiner Bequemlichkeit, die vier Trafos noch mal neu anzuordnen.

Die Inbetriebnahme verlief recht reibungslos. Zuerst einen Igel an belastbaren Widerständen an die einzelnen Stromversorgungszweige und mit Anpassung der Widerstände die Toleranzen der Trafos auf identische Spannungswerte abgeglichen. Erst dann die Schaltung an die Stromversorgung angeschlossen und in Betrieb genommen. Mit etwas Nacharbeit alles im Sollbereich. Nachdem ich mir 5 min auf die Schulter geklopft hatte und zufrieden feststellte, dass sich weder Brumm noch Rauschen zeigte, die ersten Musikstücke gehört. 

Die beiden Verstärker zeigen sich klanglich unterschiedlich, was ich vordergründig auf die eingesetzten Übertrager zurück führe. Die ursprüngliche Endstufe hat die 3,5k M65 AÜ von Reinhöfer, welche auf Schnittbandkern umgebaut sind. Die neue hat die AÜ mit M74 Kern. Ich hätte auch noch die Ausführung mit M85 Kern, welche hier aber nicht sinnvoll ist. 

Zweiter Aufbau:

Nachdem der Verstärker eine Weile in Betrieb war, habe ich sozusagen die 2. Stufe „gezündet“.
Die Schaltung auf das PL82 Konzept aus dem Audionisten umgestrickt und in der Siebung die Widerstände getauscht. Das ging dann vergleichsweise zügig, 

Danach erfolgte die erneute Inbetriebnahme und erst einmal ausgiebig Musik gehört, ohne Vergleiche anzustellen. Ich habe mir abgewöhnt, Verstärker, die ich selbst gebaut habe, sofort nach klanglichen Kriterien zu bewerten. Zu stark überstrahlt erst einmal die Freude des Geleisteten. Erst nach längerer Spieldauer ergeben sich realistische Bilder und manches, was erst als für gut befunden wurde, hat dem nicht Stand gehalten. Was die Bauteilauswahl wie z.B. bestimmte Kondensatoren / Röhren betrifft, das  hat für mich erst einmal keine Priorität. Später an diesen Stellen noch Änderungen durchzuführen geht immer. Es muss erst einmal die grundlegende Funktion einwandfrei gegeben sein und zufriedenstellen, bevor ich darüber nachdenke. 

So halte ich es auch jetzt.

Wie es weiter geht, muss ich sehen. Sicher ist, es wird nur ein Verstärker bleiben, ich möchte kein weiteres Gerät haben, was nicht genutzt wird. Es ist auch noch zu früh mir darüber konkrete Gedanken zu machen, ob ggf. auch noch mal das Gehäuse wechselt. Grundlegend würde ich das jetzige gerne weiter nutzen. Bei kanalgetrenntem Aufbau ist auch denkbar, zwei dieser Gehäuse zu verwenden, wie ich sie z.B. für den Vorverstärker im Einsatz habe. Die hätte ich noch da und wüsste aktuell auch nicht, wofür ich sie ansonsten verwenden könnte.

zweite Version

Eine Sache gibt es noch zu erwähnen. Die überarbeitete Version der PL82 setzt als Bedingung für eine erfolgreiche Umsetzung einen AÜ mit 7k voraus. Diesen AÜ hätte ich auch gerne, habe auch eine Bestellanfrage bei Reinhöfer laufen. Ich weiß allerdings nicht, ob daraus was wird und offen gestanden habe ich auch keine Idee einer alternativen Bezugsquelle eines AÜ mit den entsprechenden Werten in der geforderten Qualität. Dank Unterstützung des Entwicklers läuft meine Endstufe auch mit den 3,5k. Ich halte dies allerdings für einen Kompromiss, eine Übergangslösung.

Donnerstag, 31. Juli 2025

Betriebsblind

Ich habe die letzten Tage mit einem Problem gekämpft, deren Umstände mich dazu veranlassen, einen Eintrag in meinem Bautagebuch vorzunehmen. 

Auch wenn ich hin und wieder an meiner Anlage kleine Änderungen durchführe, so ist grundlegend alles an seinem Platz und größere technische / bauliche Veränderungen erfolgen nicht.

Zwischenzeitlich steht auch immer mal eine Putzaktion an, bei der ich alle Geräte aus dem Rack nehme, alles vom Staub befreie und wieder an den gewohnten Platz stelle.

Letztens viel mir während ich Musik von Schallplatte hörte ein leichter Brumm auf, der da nicht sein durfte. Nicht vordergründig, jedoch wahrnehmbar, wenn keine Musik spielt. Das war in der Form vorher nicht. Verkabelung geprüft Geräte ein und aus geschaltet, auf einmal alles gut. 

Tage später gleiches Spiel. Dabei viel mir auf, dass der Brumm immer dann auftrat, wenn ich zur aktiv genutzten Phonostufe ganz unten rechts auch die zweite RIAA, die in der mittleren Ebene mit C3g Röhren, ebenfalls in Betrieb hatte. Diese ausgeschaltet, alles wieder gut. Wie kann es zu so einer Wechselwirkung kommen?

Was dann folgte war einer Verkettung logischer und völlig unsinniger Prüfschritte, um hinter die Ursache zu kommen: Masseverkabelung des Plattenspielers, Masseschleifen zwischen den Geräten, Phonostufe halb zerlegt und Leitungsführung Schritt für Schritt geprüft. Tonarme, Tonabnehmer, Headshell getauscht.

Entdeckt, dass der Brumm immer dann auszumachen war, wenn der ADC 550 XE Tonabnehmer genutzt wurde. Zwischendurch, um wirklich alles auszuschließen, auch noch eine andere Phonostufe herangezogen. 

Hier biege ich einmal kurz ab, weil es mir zu dieser Phonostufe noch ein paar Worte der Erklärung wert sind. Es handelt sich um die bekannte Aikido-Platine, welche Herr Otto entwickelt hat und man sie über den eBay Shop erwerben kann. Aus meiner Sicht stimmt bei dieser Platine das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut.

Ich hatte mir diese aus Interesse einmal zugelegt, jedoch dann nicht weiter genutzt. Was etwas schade ist, in meiner Ausführung fehlen noch die vier Bohrungen zur Befestigung, die Herr Otto in der aktuellen Version ergänzt hat. Eine gewisse Herausforderung für den Einbau in ein Gehäuse. Das Teilchen klemmt man ideal an einen Akku und in loser Schüttung kann sofort Musik gehört werden. 

Genau das war der Grund, weshalb ich sie hervorgekramt hatte, der Betrieb ohne Netzteil. Weil mir das dann doch zu schlumperig im Aufbau war, habe ich dem Gebilde noch fix ein extra Gehäuse gezimmert. Drei Mutiplexbrettchen, eine Aluplatte 15x20 cm und zwei dünne Sperrholzplatten als Rückwand und den Deckel, welchen man einfach einschieben kann. Die Rückwand bewusst aus Holz, da ich die Aussparung für die Chinchbuchsen rein fräsen musste, bei Metall wäre mir das zu großer Aufwand gewesen. Um die Platine dann präzise in der Höhe zu justieren, habe ich eine recht rustikale Vorgehensweise gewählt. Unter die Platine ein Stück MDF. Montagekleber auf den Gehäuseboden,  MDF und Platine drauf, und dann sachte so lange runter drücken, bis genau die Aussparung mittig ist. Gehalten wird die Platine durch einen darüber befestigte Leiste. Die zwei 12V Akkus sind auch nur eingeklebt. 

Das Ladegerät in Form eines Steckernetzteils habe ich komplett zerlegt und nur die Innereien hinter die Front montiert. Mit Dreifachschalter wird dann zwischen Betrieb / Aus / Laden umgeschaltet. Die RIAA zieht 40mA, da kann man sich noch die 8mA für die blaue Betriebs-LED gönnen, rot für Netzbetrieb. In Mac Gyver Manier über Schrumpfschlauch auch noch das Licht der LED´s der Ladeanzeige von der Platine aus der Front geführt, was nicht wirklich schön zu sehen ist, reicht für den Zweck, und die LED´s direkt raus zu führen, war mir mit der Löterei zu fummelig. 
Die ganze Kiste habe ich dann noch mit der Spraydose bearbeitet. Die Farbgebung in anthrazit erfolgte nicht zufällig, sondern ganz bewusst. Mir sind doch im Keller gleich drei halbvolle Spraydosen in dieser Farbe in die Hände gekommen, die mal weg mussten...

An einem regnerischen Sonntag habe ich mir einen großen Pott Kaffee und einen Schreibblock geschnappt und Struktur in meine Suche gebracht. 

Eine Checkliste aufgestellt und abgearbeitet. Die Erleuchtung kam dann, als ich die RIAA mit C3g ohne weitere Kabel außer der Netzversorgung eingeschaltet hatte. Der Brumm bestand weiterhin!

Das Ergebnis ist dann irgendwie auch wieder Logisch. Das ADC 550 XE reagiert im Gegensatz zu einem 220 oder einem Ortofon VM Silver sehr stark auf Störfelder. Warum, ich weiß es nicht. Die RIAA erzeugt genau dieses Störfeld und ist direkt unter dem Thorens platziert. 

Als Sofortlösung ist der Thorens auf die linke Seite gewandert, betreibe ich weiterhin an der C3g RIAA, weil das meine aktuell favorisierte Kombination ist. Der zweite Thorens ist an die RIAA unten rechts angeschlossen. Jetzt also wieder Ruhe eingekehrt und den Grund ausgemacht. 

Warum gab es das Problem bisher nicht? Der besagte Thorens stand mit dem ADC 550 vor der Putzaktion links, ich hatte ihn beim Zurückstellen einfach nur auf die andere Seite platziert und das ADC 550 habe ich noch nicht so lange im Einsatz, um es vorher schon mal bemerkt zu haben. 

Ich kann mich nun gezielt weiter damit auseinandersetzen, ohne hektisch wildes Chaos zu verursachen. Erster Gedanke, generell ein geerdetes Stahlblech unter das oberste Brett des Regals zu montieren. Wäre nicht sichtbar und würde zumindest nicht schaden. Logisch auch, den Deckel auf das Gehäuse mal drauf machen... 



Freitag, 21. März 2025

5654/1626 SE Verstärker



Seit längerer Zeit nutze ich einen kleinen Verstärker, welcher mit der 12SH1L und der 1626 (VT-137) aufgebaut ist, ich hatte das 2014 dokumentiert. Den Schaltungsentwurf hatte ich auf den Seiten von Jogis Röhrenbude gefunden und entsprechend umgesetzt. Aufgrund der Übertrager sekundärseitig 5 Ohm, war er für den Betrieb an Saba Lautsprechern gedacht.

 

Im Ergebnis war das dann auch ok so und funktionierte problemlos. Eine längere Zeit nutze ich das kleine Gerät in meinem Homeoffice. Seit dem Umbau auf eine Lösung mit Webradio/Raspberry Pi, wurde er jedoch nicht weiter genutzt. 

 

 

Irgendwann habe ich mir diesen auf den Tisch gestellt und überlegt, ob ich ihn nicht doch noch etwas optimieren könnte. 


 

Konzipiert war dieser von Gerd Reinhöfer ursprünglich für die 717A, siehe auch Link zur Schaltung. Diese zu verwenden würde bedeuten, unverhältnismäßig hohen Aufwand zu betreiben (Kosten/Beschaffung). Allerdings ist die EF95/5645/6AK5W in der angedachten Schaltung kompatibel. 


Relevantester Unterschied zum derzeitigen Schaltungsdesign ist abgesehen von der 12SH1L die konzipierte Gegenkopplung. Gerd Reinhöfer hatte diese noch von "GK über alles" auf phasenstarre GK umgearbeitet, wie sie im Prinzip bei mir in der PL82/EL34 auch Anwendung findet.

Was somit unverändert bleiben konnte, waren die Ausgangsübertrager aus einem Saba Freudenstadt mit 10k, der konkret dafür gedachte Netztrafo und die Stromversorgung. Allerdings habe ich die SV noch einmal komplett zerlegt und auch die Schaltung nicht einfach abgeändert sondern noch mal neu aufgebaut. Dabei bei der Auswahl der Bauteile diverse Änderungen vorgenommen. Sichtbarster Umbau ist der Wechsel von Oktalfassung auf 7-polige Fassung. 

 

 

Damit ein Rückbau möglich bleibt, habe ich die Aussparungen mit entsprechend zurecht geschnittenen Unterlagen aus Aluminium versehen und in diese dann die Röhrenfassungen eingesetzt. Ist jetzt nicht so schick, zudem sieht der Aufbau mit den 12SH1L stimmiger aus, geht meines Erachtens dennoch grundlegend.

Was immer etwas hemdsärmelig wirkte, war die Front. Ein Tausch der Frontplatte, der Kippschalter und Potiknauf, hat die Sache etwas aufgehübscht. Die Font wollte ich noch in Anthrazit identisch der Abdeckhauben lackieren, stelle ich erst einmal zurück. 

Eine kleine Anpassung war noch bei der Heizspannung erforderlich, die etwas zu hoch lag. Zwei Widerstände 0,22 Ohm jeweils in der 12,6V Zuleitung haben das gelöst. Ist nur wichtig, diese parallel einzubinden, da die beiden 5654 aufgrund der 6,3V einseitig auf Masse liegen.

Den Ruhestrom habe ich nahezu genau auf die 25mA eingestellt. Kleine Arbeiten sind noch zu erledigen, grundlegend ist der Umbau abgeschlossen. 


Bei der Inbetriebnahme gab es auch einen Fehlversuch. Die Erzeugung der negativen Gitterspannung erfolgt über separaten Abgriff am Trafo. Natürlich muss man sich die Anordnung nach dem Gleichrichter auf dem Kopf denken. Plus kommt auf Masse, "Masse" ist dann Minus. Klingt einfach, ist in der Praxis auch mal schnell übersehen...

Was für den Testbetrieb recht praktisch ist, die Hauben, welche von Hebdrehwählern der Fernmeldetechnik stammen, haben diese Bügel, auf die die Hauben letztlich geschoben werden. Damit lässt sich der Verstärker bequem und standsicher auf den Kopf gestellt betreiben und ich komme sehr gut an die einzelnen Baugruppen ran. Erleichtert die Einstellarbeiten.


 

Das Ergebnis hat mich positiv überrascht. Ich habe den Verstärker bisher etwas unterschätzt und nicht erwartet, doch noch mehr raus holen zu können. Im jetzigen Aufbau ist das Ergebnis wirklich beachtlich. Er läuft absolut rausch- und brummfrei, die Ausgansleistung ist natürlich gering, an den Jericho Hörnern jedoch machbar für Zimmerlautstärke. Die Fehlanpassung, wenn man so will (der AÜ ist auf 5 Ohm, die Lautsprecher sind auf 8 Ohm ausgelegt), erscheint mir als unkritisch. 


Was mir wirklich gefällt, ist die saubere, detaillierte und ausgewogene Auflösung. Gemessen an der Größe der Ausgangsübertrager ist auch die Tieftonwiedergabe erstaunlich. Die Kombination Pentode und Triode passt einfach. Mir fehlt beim Hören nichts. Erst im Direktvergleich mit anderen Verstärkern fallen die Unterschiede ins Gewicht. 

Ich werde den Verstärker auf jeden Fall eine Weile in meiner Anlage nutzen. Einfach weil ich mich freue, wieder eine kleine Verbesserung an meinen Gerätschaften erzielt zu haben.


 


Donnerstag, 6. Februar 2025

Getrennte Wege


In diesem Eintrag geht es darum, welche Kettenreaktion ausgelöst wird, wenn man einen gut gemeinten Tipp bekommt, doch mal eine Linestufe mit einer bestimmten Röhre zu probieren...

… so geschehen. Ich hatte angefangen, die erforderlichen Bauteile zusammen zu stellen und auch schon einige Lötarbeiten durchgeführt. Dann war etwas Ruhe eingekehrt, andere Dinge waren von größerem Interesse.

Irgendwann habe ich mir zwei Abende Zeit genommen, und die Linestufe fertig gestellt. Weil nur zum Test, auch nicht groß in ein Gehäuse gebracht, sondern auf einem einfachen Brett montiert. Mir ist bewusst, dass so ein offener Aufbau Gefahren mit sich bringt und man das nur machen sollte, wenn man sicher ist, dass keine Gefahren für Dritte entstehen können.

Der Vorverstärker lief in diesem Aufbau eine ganze Weile und um so länger er im Einsatz war, um so mehr habe ich Gefallen daran gefunden. Den wollte ich behalten.  Also doch in ein Gehäuse verfrachten. Da ich mich mit der Anzahl an Geräten beschränken will, sollte er einen bestehenden Vorverstärker ersetzen. Die Linestufe auf Basis der 5654 wollte ich so belassen wie sie ist. Die fasse ich nicht an.  

Der Phonoteil noch im Testaufbau

Meine zweite Linestufe mit der E288CC habe ich nach Schaltungsentwurf Alex Kriegel in Kombination mit der D3a RIAA aufgebaut. Ich habe gerade im Blog geschaut, wann das war. Das ist nun auch schon wieder fast 10 Jahre her, die Zeit rennt. 
Bis heute liefen die beiden Teile technisch problemlos. Allerdings hatte ich den Aufbau damals so konzipiert, Stromversorgung und Line/RIAA in getrennten Gehäusen zu betreiben. 
Konzeptbedingt kann ich die RIAA nicht solo nutzen. Das empfand ich schon öfter als Nachteil. Soll auch heißen, ich habe die RIAA mit D3a bisher noch nie mit einem anderen Vorverstärker betrieben.
Also noch einmal anders konzipieren. Hierbei die beiden Gehäuse beibehalten. 



In das eine ist die Linestufe eingezogen. Geheizt wird diese nicht mehr mit stabilisiertem Gleichstrom, sondern mit Wechselstrom. Den Hochvoltteil habe ich von einer Stabilisierung mit MOSFET auf gängige RC Siebung angepasst. Mehr gibt es eigentlich nicht zu erwähnen. Die Eingänge werden über einen Drehschalter gewählt. Hier könnte ich überlegen, auf eine Lösung mit Relais zurück zu greifen, geht so aber auch recht gut. Der vorhandene Platz ist ausreichend, ich musste nur etwas überlegen, wie ich die einzelnen Baugruppen sinnvoll positioniere. 

Die RIAA wollte ich in der Form unverändert belassen. Allerdings habe ich diese doch noch einmal komplett zerlegt und dann unter Verwendung der Bauteile mit kleinen Optimierungen wieder zusammengebaut. Die Stromversorgung ebenfalls von MOSFET auf RC Siebung umgestellt, aber für die Heizung weiterhin stabilisierte Gleichspannung. Wie an anderer Stelle geschrieben, ist es mir bisher nicht geglückt, die Röhren einer RIAA zufriedenstellend mit Wechselstrom zu beheizen. Als Trafo kam ein Ringkerntrafo mit sekundär 230V/9V zum Einsatz. Heizspannung läuft sanft hoch, bevor Betriebsspannung zugeschaltet wird. Das sollte die Röhren schonen. 

Auch wenn sich die Seitenwände Front, Rückwand und Deckel komfortabel einzeln öffnen lassen, gestaltete sich der Zusammenbau wie Tetris. Die Halterung für die Röhren sind auf Gummis gelagert, wie ich es bei der C3g auch umgesetzt habe. 
Gut war, die ganze Schaltung vor dem Einbau noch einmal längere Zeit Probe laufen zu lassen, bevor der Einbau erfolgte. 
Nach eine gewissen Betriebsdauer im Testbetrieb stellte ich fest, dass der eine Kanal von den Werten immer wieder abdriftete. Konnte ich mir nicht erklären. 
Dann nach der Ausschlussmethode gearbeitet. Zuführung Stromversorgung links /rechts getauscht, Fehler bleibt auf dem gleichen Kanal. Röhren getauscht, identisches Verhalten. Somit war die Ursache schnell eingrenzbar. Der Gitterableitwiderstand hatte eine kalte Lötstelle, nicht sichtbar, erst durch Messung ermittelbar. Danach alles schick. Werte stellen sich ein, wie erwartet. 


Aus Interesse und einem Spieltrieb heraus, habe ich noch fix eine Umschaltmöglichkeit gebastelt. Das kann man natürlich eleganter mit Relais etc. realisieren, mir reichten zwei zweipolige Umschalter. Zwei und nicht nur einen Schalter deshalb, um sowohl Signal als auch Masse schalten zu können, um ggf. Masseschleifen auszuschließen.
Somit ist es ohne nervige Stöpselei möglich, an einem Plattenspieler und einer Linestufe zwischen zwei unterschiedlichen RIAA Verstärkern zu wechseln. Natürlich gehen auch zwei Plattenspieler an einer RIAA, wenn man die Richtung tauscht.
Das fand ich für mich ganz interessant, die drei RIAA´s mit unterschiedlichen Röhren D3a, C3g und E88CC in entsprechenden Schaltungen direkt vergleichen zu können. Das Umschalten geht recht fix, erfordert allerdings auch immer die Anpassung der Lautstärke am Poti. Ich hatte mir mit Filzstift kleine Markierungen gesetzt, damit es einfacher war.

Links Vorverstärker, rechts Phono, beide Geräte ohne Deckel



Jedes Gerät für sich gesehen passt für mich. Wenn ich mich unbedingt entscheiden müsste, würde ich aktuell der RIAA mit D3a den Vorzug geben. 
Zumindest habe ich den Umbau bis auf ein paar kleine Restarbeiten abgeschlossen, bin mit dem Ergebnis zufrieden. Das war mir einen Eintrag im Blog wert.