Im Lauf der Zeit sammelt sich bei jedem leidenschaftlichen Bastler mehr an Bauteilen an, als man am Ende wirklich benötigt. Zudem gesellen sich dann unter Umständen noch gewisse Hamster- und Fehlkäufe.
Mir geht es auch so und es ist dann immer wieder der Punkt erreicht, an dem ich überlege, was man mit den Restbeständen anfangen kann. Sicher, wäre ich konsequent, würde ich all das wieder veräußern, was ich wirklich nicht mehr benötige. Das fällt mir allerdings schwer und kommt selten vor.
Aus den EL84/PL82 Projekten habe ich immer noch ein Paar M85 Übertrager mit 3,5kOhm, welche von Gerd Reinhöfer eigentlich für die EL12 konzipiert sind. Mit denen wollte ich schon immer etwas anfangen. Die EL12N von RFT habe ich auch noch im Bestand, das passt schon mal.
Nach einigen Recherchen und ein wenig Zufall stieß ich auf einen Schaltplan, der alles vereinte, was
ich gerne verbauen wollte:
- die beschriebenen Ausgangsübertrager
- EL12 als Triode geschaltet
- die C3g als Treiberröhre
- ein Trafo mit 270V Primärspannung
Den Verstärker habe ich offen auf einem Multiplexbrett aufgebaut. Das geht einfach und man kommt
ohne Probleme an jede Stelle. Besonders, wenn noch Anpassungen im Schaltungskonzept zu erwarten sind, ist der offene Aufbau ein Segen.
Aus diesem Grund sind die Röhren auch waagerecht und nicht senkrecht angeordnet. Die recht eigenwillige Konstruktion des Chassis resultiert aus dem Problem, dass ich kein passendes Bohrwerkzeug in meiner Werkstatt finden konnte, welches den Durchmesser für die Fassungen der EL12 hatte. Mit ein wenig Improvisation in Form von zwei Alu Winkelprofilen und einer Pertinaxplatte, ließ sich das Problem ganz gut lösen.
Bei der Stromversorgung habe ich ganz bewusst eine elektronische Schaltung mit Längstransistor eingesetzt. Klassische RC Siebung wäre besser gewesen. Beim Blick in die Bastelkiste musste ich allerdings feststellen, nicht genug Kondensatoren mit ausreichender Kapazität und vor allem 450V Spannungsfestigkeit vorrätig zu haben.
Mit der elektronischen Regelung habe ich schon so oft gearbeitet, dass ich diese recht schnell aufbauen kann und auch recht gut das richtige Verhältnis aus Eingansspannung und Vorwiderstand für die Z-Dioden ermittelt bekomme. Tückisch ist, dass die Schaltung sehr abhängig von der Eingangsspannung ist. Unbelastet ist diese recht hoch. Wird der Trafo dann belastet, bricht die Spannung ein. Sackt die Spannung zu tief, kann die Regelung nicht mehr wie vorgesehen arbeiten. Ist die Spannungsdifferenz Eingang zu Ausgang zu groß, verbrät man den Überschuss über den Transistor und muss für entsprechende Wärmeableitung sorgen. Was will ich damit sagen. Auch wenn man bei einer elektronischen Regelung die Spannung in gewissen Grenzen bequem über ein Poti einstellen kann, kommt man auch hier um eine gewisse Rechenarbeit nicht umhin.
Der verwendete Trafo stammt von Jan Wüsten. Mit 2x 270V/2x120mA, 6,3V/2A 6,3V, 5A erschien er mir absolut passend und auch nicht unterdimensioniert. Die Schaltung zieht im Betrieb ca 2x 60mA.
Ich habe dann immer mal wieder den Lötkolben gegriffen, und daran gearbeitet. Irgendwann habe ich mir einen Ruck gegeben, und an einem Wochenende den Aufbau so weit fertig gestellt, den Verstärker in Betrieb zu nehmen.
Erfreulich für mich, die Konstruktion auf dem Brett verursacht nur geringe Störgeräusche. Brumm ist nicht kritisch, ein gewisses Grundrauchen besteht, was aber unabhängig der Lautstärke des Vorverstärkers ist.
Vom Klang bin ich ganz angetan. Der sofort wahrnehmbare Unterschied zu meinen aktuell genutzten Verstärkern ist natürlich die höhere Ausgangsleistung. An den Sabas ist das nicht so relevant, an den Tang Band oder Seas merkt man aber schon, dass da die Puste für etwas mehr reicht.
Die ganze Konstruktion wird allerdings über den aktuellen Staus nicht hinaus gehen. Und das hat handfeste Gründe.
Der eine ist ein Ärgernis, welches den Trafo betrifft. Dieser ist aus meiner Sicht qualitativ nicht ausreichend. Bereits nach einer halben Stunde hat er eine Pakettemperatur von 70°C! Und das, obwohl ihm nicht übertrieben viel abverlangt wird. Geht man dann noch von einem Einbau in einem geschlossenen Gehäuse aus, was schon aufgrund der Betriebssicherheit obligatorisch ist, dann ist das nicht mehr in dem Rahmen dessen, was ich guten Gewissens vertreten kann. Von den Surrgeräuschen, welche die Wicklungen verursachen, mal abgesehen.
Es gibt aber noch einen viel wesentlicheren Grund. Michael und Segschneider haben mich mit Ihren Veröffentlichungen auf dem Audionisten zur Grande so angefixt, dass der Nachbau für mich eine beschlossenen Sache ist. Da macht die weitere Arbeit an der EL12 für mich nicht den Reiz.
So werden die Reinhöfer Übertrager, Röhren und der Rest der Bauelemente erst einmal wieder zurück in die Bastelkiste wandern. Einer Dokumentation in meinem Bautagebuch war mir die Arbeit aber wert.
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