Freitag, 10. Januar 2014

Thorens TD 125

Erstens kommt es anders...

Unter dieser Rubrik läuft auch mein Bericht über die Begegnung mit dem Thorens TD 125. Wie kam es dazu?
Irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, mir einen Plattenspieler von Grund auf selbst zu bauen. Erste Experimente mit Antrieben folgten. Neben eines geeigneten Antriebes, musste ich mir natürlich auch ein passendes Lager + Teller beschaffen. Wer sich mit Thorens Laufwerken auskennt weiß, dass die Lager eingepresst sind und es nicht so einfach ist, diese aus dem Blech rausgedrückt zu bekommen. Leicht beschädigt man hier etwas.

Nun kam mir Anfang Dezember der Zufall zu Hilfe. Bei ebay entdeckte ich einen arg gebeutelten TD 125, welcher in der frühen Ausführung ein mit drei Schrauben befestigtes Tellerlager aus Aluguss besitzt. Eher um zu sehen, was man da so hinlegen muss, habe ich dann doch mitgeboten und das Gerät sehr günstig erstanden. Mir war schon klar, dass bei dem Allgemeinzustand auch das Lager einen Hack haben kann.
Als der Player dann vor mir stand, überwog aber doch die Neugier, ob man das Teil nicht doch wieder lauffähig bekommt. Deutlich zu sehen. Er musste mal runter gekracht sein und die Zarge wurde geflickt.


Zuerst habe ich mich des SME 3009/II Tonarmes angenommen. Komplett zerlegen, säubern und kaum wieder zusammen bekommen. Auch die Steckverbindung mit dem Dremel sauber polieren. Zu meinem großen Erstaunen war er eigentlich noch fast OK. Das Gewicht hing etwas runter. Den Dämpfungsgummi neu eingeklebt, hat hier geholfen.


Danach das Laufwerk. Beim Einschalten passierte erst einmal nix. Schnell erkannt, dass neben der defekten Sicherung auch ein Draht der Steuerungsplatine lose baumelte. Nach kompletter Zerlegung und Reinigung zeigte sich, dass der Zustand so schlecht nicht war. Das Lager von Motor und Tellerlager neu geölt. Die Geschwindigkeit kann man über die Potentiometer der Platine justieren. Da es sich um eine elektronische Regelung handelt, muss auch keine Mechanik den Riemen umlegen. 














Zum Vergleich bei der Justage der Geschwindigkeit, habe ich den genial einfachen Stroboskopblitzer von Krishu verwendet. Hier ein Hinweis für einen eventuellen Nachbau. Die Schaltung ist richtig, das Layout enthält kleine Fehler.

Was garnicht ging, war die Zarge. Optimal wäre eine völlig neue Zarge. Ich habe bei SpeakerSpace eine aus MDF in Auftrag gegeben. So lange sollte es dann doch nicht dauern und ich habe mich ran gewagt, die alte wieder aufzuarbeiten. Wer hier an einer professionellen Darstellung der Vorgehensweise interessiert ist, sollte den Beitrag von Captn Difool lesen. Echt klasse, was er da macht! Hat mir sehr geholfen.






















Ich habe den alten Lack runter gebeizt, gespachtelt und geschliffen. Lackiert wurde 4x mit Clou Möbel-Lasur-Lack natur und feinhaarigem Pinsel. Stinkt erbärmlich in der Wohnung, bringt aber super Ergebnisse.

Der Teller wurde dann hübsch blank gerubbelt und schnell noch ne neue Bodenplatte drunter.
In Ermangelung eines besseren Tonabnehmer, (hatte erst ein altes AT zum Test verwendet) wurde der Ortofon 540MKII vom TD150 samt Headshell stibitzt.

Was soll ich zum Ergebnis sagen. Ich glaube, die Bilder zeigen es sehr gut. So einen Plattenspieler zerlegt man nicht einfach. Dafür ist er dann einfach zu schön. Ach so, das Lager, der eigentliche Grund meines Interesses, ist glücklicher Weise in Ordnung. Zumindest dreht sich der Teller genau so lange wie mein TD150, wenn man ihn anschubst.

Gestern kam vom Sora Shop noch eine maßgefertigte Plattenspielerhaube. Sicher nicht mit der Originalhaube vergleichbar, aber für 40,00€ inklusive Versand eine echte Option. Ganz ohne Haube ist es wegen der Staubablagerung dann doch nicht so gut.






Nun muss ich mir noch über einen passenden Tonabnehmer Gedanken machen. Das 540MKII soll am SME 3009 improved des TD150 bleiben. Die Kombi passt einfach. Für den etwas schwereren 3009-2 könnte man neben einem guten MM auch über einen MC mit hoher Ausgansspannung oder aber ein normales MC nachdenken. Bei letzterem bräuchte ich aber wieder einen Übertrager oder PrePre, was auch wieder Bastelei wird. Sollte mir jemand eine Empfehlung für die TD125/SME3009-Kombi geben können, ich würde mich über einen Tipp sehr freuen.

Lautsprecher Seas FA22RCZ

Auch im neuen Jahr möchte ich in kleinen Beiträgen über mein Musikhobby schreiben. Längst überfällig ist ein Beitrag, über welche Lautsprecher ich aktuell Musik höre.
Nachdem ich so einige Sachen ausprobiert hatte und ich, wie in einem zurückliegenden Post geschrieben, allein mit den ansonsten vorzüglichen Sabas nicht auskommen wollte, stellte sich die Frage nach einer echten Alternative.

Also gab es ein kleines Pflichtenheft:

- unbedingt Breitbänder
- preislich erschwinglich, max. 600€ das Paar
- möglichst kein zusätzlicher Hochtöner
- möglichst keine Korrekturglieder
- hoher Wirkungsgrad >93dB wegen Endstufe
- zusätzliche Bassunterstützung nicht erforderlich
- Gehäuse darf nicht höher als 85cm sein!

Die Liste der Alternativen ist recht kurz. In die nähere Betrachtung kamen dann Fostex 208, Ciare 252, Audio Nirvana Super 8; Seas fa22rcz, Sonido SWR200; Visaton B200. Nun kann ich mir nicht einfach mal so von jeder Option ein Pärchen zulegen und habe auch nicht die Kontakte, in der örtlichen Nähe um Bonn einen Hörvergleich realisiert zu bekommen. Zwei Lautsprecher hatte ich dann doch zum Test. Ciare und Visaton. Allerdings beide nicht an meiner Anlage.
Nach längerer Recherche und einem vielversprechenden Artikel in K&T, habe ich mir ein Paar der Seas bestellt. Für ca 110,00€ das Stück erst einmal sehr preisgünstig, was aber kein Nachteil sein muss. Klar, man kann auch auf die Exotic Reihe zum fünffachen Preis zurück greifen. Das möchte ich dann aber wirklich mal im Direkvergleich gehört haben und mich nicht auf den Bericht einer HiFi-Gazette verlassen.





















Die Daten passten alle in mein Raster. Basierend auf dem Bauvorschlag von der Seas Homepage, habe ich über das Programm AudioCad versucht, meine eigenen Vorstellungen umzusetzen. Ein Satz zu AudioCad von Michael Uibel. Ich mag das Programm schon dadurch, weil es bereits vor 15 Jahren die Software war, mit der ich Lautsprecher erfolgreich simuliert habe und ich einfach gut klar komme. Damals noch auf Diskette mit auf drei Kopien beschränkter Installationssoftware... Leider bekomme ich unter WIN8 64bit die Software nicht mehr lauffähig und Virtuell PC habe ich noch nicht versucht. Nachdem mein Netbook nun auch auf WIN7 umgestellt ist, bin ich etwas aufgeschmissen. Egal, die Simulation habe ich vor dem Umstieg noch hin bekommen. Wenn ich es wieder benötige, muss ich mir etwas einfallen lassen.

Da ich nicht der große Holzwurm bin, wollte ich mir auf jeden Fall die Bearbeitung der Schallwand ersparen. Saubere Kreisausschnitte im Sichtbereich überfordern mich. Fündig bin ich bei SpeakerSpace geworden. Dort fertigt man CNC gefräst millimetergenau alles was man braucht. Und das zu einem echt fairen Preis! Wenn ich sage millimetergenau, dann sollte man das ernst nehmen. Die meinen was sie sagen! Wer also den Einbaudurchmesser aus der Seas-Zeichnung nimmt, dem fehlen in der Praxis dann genau 0,5mm, um die Lautsprecher einbauen zu können. Ich durfte dann von den Seas die Farbe vom Rand schleifen, um die Dinger da rein zu bekommen. Bestellt habe ich mir gleich vier Schallwände.

Die restlichen Bretter sind wie üblich vom örtlichen Baumarkt in 19mm MDF.
Die Simulation weist eine recht große Bassreflexöffnung aus, welche ich auf die Rückwand platziert habe. Getestet habe ich später auch die geschlossene Variante. Die BR-Variante hat die Simulation bestätigt und ich gebe ihr den Vorzug.

Die Sockel sind etwas angeschrägt um die Lautsprecher möglichst in Hörrichtung auszurichten. Behandelt habe ich das Gehäuse mit Holzlasur nussbaum in Wischtechnik. Kann man sicher besser machen. Gerade auf dem MDF ist das immer so ne Sache mit der Optik. Und ein Novum gibt es. Ich habe das erste Mal keinen Holzleim sondern Dispersionkleber verwendet. Das macht sich wirklich gut, hätte ich so nicht erwartet.

Nun bauen die Lautsprecher recht tief. Da ich noch die breiteren Schallwände habe überlege ich noch, eine Variante zu bauen, die eher breiter und nicht so tief ist. Das wird wohl auch passieren. Problematisch ist dann nur die Tiefe des Reflexkanal. Oder den Sockelbereich mit einschließen und durch die Volumenvergrößerung noch einmal die geschlossene Variante in Erwägung ziehen.
Bedämpft wurden die Boxen nur wenig mit Bofam und in der Mitte mit Schafwolle, um stehende Wellen abzuschwächen.
Die Lautsprecher brauchen eine längere Einspielzeit. Das war mir klar und es bestätigte sich auch hier, dass sich erst nach längerer Zeit die volle Klangfülle einstellt.
Was sicher interessant ist, wie klingen die Seas nun? Ich mache das jetzt mal so, in dem ich die Seas mit den Sabas vergleiche. Das halte ich für legitim, weil sie nun mal für mich die Alternative darstellen. Klar, als positiv ist sofort der deutlich tiefere Bass ins Feld zu führen. Wir reden bei mir über Pop und Rock der 80er Jahre, nicht über Kammermusik. Wenn man es streng nimmt, sind die Seas im Hochtonbereich aufgrund des fehlenden Hochtöner etwas zurückhaltender. Wobei hier meine Referenz mein Sohn ist. Sein Gehör lässt es zu, das Piepen eines Monitor eine Treppe tiefer zu registrieren, was mir überhaupt nicht auffällt. Ergo ist das mit dem maximalen Hochtonbereich akademisch. Worauf es ankommt ist die Transparenz und Dynamik in dem Spektrum, welches ich auch bewusst warnehme. Und hier machen sich die Seas echt nicht schlecht.

Zugegeben, die Sabas sind einen Tick besser, noch transparenter. Was aber für die Seas spricht, ist die Gesamtheit der musikalischen Darstellung. Das führte auch dazu, dass ich die Seas nun als Dauergast im Wohnzimmer habe. Der Weisheit letzter Schluss ist es sicher nicht. Allein die Neugier wird dafür sorgen, sich weiterhin mit Breitbändern zu beschäftigen. Sei es in der Optimierung des bestehenden Gehäuses oder der weiteren Suche nach "dem" Lautsprecher. Was mich nicht los lässt, ist der Sonido SWR200, der nach meinem Kenntnisstand nur über Direktbestellung in Budapest beziehbar ist. Na, mal sehen...