Sonntag, 23. März 2014

Lenco L75 für kleines Geld

Bisher hatte ich nur Plattenspieler von Dual und Thorens in den Fingern. Laufwerke von Lenco waren mir bis dahin wenig bekannt.
Als ich Beiträge über Schallplatten- reinigung im Internet gelesen hatte, ging es u.a. auch um die Lösung, einen Plattenspieler laufen zu lassen und mit Microfasertuch zu reinigen. Ich gebe es ja offen zu, ich bin ein Knosti-Schrubber...
Was bei der Plattenspielerversion zu beachten ist, es sollte ein Reibradler sein. Riemenantrieb ist hier nicht sinnvoll, da diese konstruktionsbedingt nicht so einen kräftigen Antrieb haben.

Also dann sehr preiswert einen Lenco L75 erstanden. Nun muss ich deutlich sagen, wer einen Lenco für die Musikwiedergabe sucht, sollte nach einem sehr gut erhaltenen Exemplar suchen. Die Kosten für die Aufarbeitung können schnell die Kosten des Plattenspielers deutlich übersteigen.
Dann habe ich mich mit der Plattenreinigung nach Prinzip "cheap thrill" beschäftigt. Ich mache es mal kurz, ich verwende weiter meine Knostis.
Nun hatte ich noch den Lenco stehen. In seinem Zustand eher traurig anzusehen. Er muss längere Zeit im feuchten Keller gestanden haben.

Oben habe ich es bereits geschrieben. Intensität der Aufarbeitung sehe ich hier sehr stark in Abhängigkeit von der Ausgangsbasis.
Was konnte als positiv gesehen werden? Der Plattenspieler ist komplett, das Reibrad im erstaunlich guten Zustand und der Tonabnehmer, ein Ortofon VMS 20E MKII, läuft ohne Probleme.
Problematisch ist der durch Feuchtigkeit bedingte Allgemeinzustand, das defekte Tonarmlager und das doch gediente Tellerlager.

Meine Zielsetzung: Gerät und Aufarbeitung sollen die Kosten von 100€ nicht übersteigen. Abzüglich der 50€ für den Plattenspieler also kleines Budget.
Ich habe jetzt auf eine detaillierte Bebilderung verzichtet.

Kurz die ausgeführten Arbeiten:
- Komplettzerlegung und Komplettreinigung
- Entrostung und Neulackierung der Federn und Bleche
- Neulackierung der Bodenplatte, neue Füße aus Holzkegeln (Hobbymarkt)
- die Zarge abbeizen, schleifen, spachteln und mit Clou-Lack lackieren
- Tonarm überholen
- neue Chinchkabel
- neu ölen

Sinnvoll erschien mir, sich das Pflegeset von Joel zu zulegen. Ich habe es entsprechend der Anleitung eingesetzt.
Problematisch war der Austausch der Messerlager des Tonarm. Erst hatte ich mit Radiergummi und anderen Kunststoffen experimentiert. Im Zweifel hätte ich diese kleinen Teile auch kaufen können. Wollte ich aber nicht. Ich habe es dann ganz einfach so gelöst, indem ich bei Conrad eine 4x5mm Messingprofilstange gekauft habe. Mit Dremel und Schlüsselfeilen so lange bearbeiten, bis die gewünschte V-Form entsteht. Danach auf je 5mm Länge trennen. Messing ist sicher nicht die Optimalvariante, jedoch ein guter Kompromiss, wie ich finde.
Beim Zusammenbau hatte sich dann noch eine Litze des Tonarm verabschiedet. Wer es schon mal gemacht hat, der weiß wie kniffelig es ist, diese alten Litzen ab zu isiolieren. Da kann man schon nervös werden.

Nachdem alles wieder zusammen gebaut ist, probiere ich ihn nun aus. Übertriebene Erwartungen habe ich jetzt nicht. Was ich auf jeden Fall sagen kann. Die 100€ habe ich weitestgehend eingehalten und dafür macht der Lenco richtig Spaß.

Auch optisch gefällt er mir wieder und braucht sich vor den anderen Playern nicht zu verstecken. Klar sollte man ihm jetzt noch einen passenderen Tonabnehmer sprendieren. Für den schweren Arm ist das VMS eher nicht so optimal. Hier wäre das Denon DL 103 die beste Lösung. Alternativ ginge sicher auch das deutlich billigere Diabolic von Tonar. Allerdings ist das Ortofon so schlecht nun auch nicht und für den Spaßfaktor vollkommen ausreichend.

Alternative Zarge für TD125

Da das Wetter jetzt besser wird und die Temperaturen steigen, habe ich mich noch einmal an eine neue Zarge für den TD 125 gewagt. Die Teile lagen noch hier und wollten verbaut werden. Bevor ich die alte Zarge (für mein Empfinden) erfolgreich aufgearbeitet hatte, ging ich davon aus, dass ich diese aufgrund des desolaten Zustand komplett neu anfertigen müsste.




Die Brettchen wollte ich nicht selber sägen. Besonders die Gerungen bekomme ich mit meinen Mitteln nicht hin. Also Herrn Schulz von SpeakerSpace eine Skizze geschickt und die Brettchen preiswert CNC fräsen lassen. Leider hatte ich mich bei der Berechnung vertan und die Stärke der Brettchen in der Tiefe nicht abgezogen. Dumme Sache... Retten konnte ich dies durch eine Buchenleiste, welche sich innen an der Rückseite befindet. Kann man auf dem unteren Foto erahnen. Gewählt hatte ich 19mm, also etwas dicker als im Original. Ausführung in schwarzem  MDF. Das ist insofern praktisch, da beim Schleifen der hellen Grundierung gut zu erkennen ist, wenn man wieder auf das MDF kommt.


Mit der Lackierung hatte ich erst noch hin und her überlegt. Schwarz hochglänzend hatte ich erst favorisiert, mich dann doch für die matte dunkelgraue Version entschieden. Die Bodenplatte ist eine 10mm MDF Platte vom Baumarkt. In Summe eine nette Bastelei für´s Wochenende.

Nun, wo alles fertig ist, bin ich mir noch gar nicht mal so sicher, welche ich beibehalte.