Sonntag, 1. Dezember 2013

Der Vorverstärker


Das Gehäuse für meinen Vorverstärker habe ich ja nun. Die Baugruppen wollte ich unverändert umziehen lassen. Ganz so einfach war es dann doch nicht.





Kurz zum Aufbau.
Die Schaltung hatte ich aus dem Buch "Höchst Empfindlich" übernommen. Allerdings machten mir ein paar Details Kopfzerbrechen.
Als ich die Schaltung 1:1 aufgebaut hatte, musste ich feststellen, dass sie bei mir gar nicht so zufriedenstellend lief, wie erwartet. Nachdem ich die Kondensatoren im passiven Filter um eine Zehnerpotenz verringert hatte, sah es schon besser aus. Im Vergleich zur weitestgehend ähnlichen Schaltung des "Daniel" in der 1985 erschienenen "The Audio Amateur", eine logische Schlussfolgerung. Am Anfang wollte ich einen vermeintlichen Druckfehler nicht in Betracht ziehen, da das Buch in einer relativ aktuellen Ausgabe erworben hatte und sich so etwas ja berichtigen lässt. Sei es drum.



Bei der Stromversorgung habe ich es mir doch recht einfach gemacht. Je Stufe eine eigene geregelte Spannung über IRF840. So lassen sich die Spannungswerte bequem einstellen. Auch die Heizspannung ist stabilisiert. Hier nutze ich drei LM317. Also nichts besonderes. Der Vorteil, ich kann ohne Umbau entweder 6,3V oder 300mA einstellen. Das erweitert die Möglichkeiten, bestimmte Röhren zu verwenden. Bei P-Röhren ist das nicht ganz optimal gelöst. Zwei Röhren sind immer parallel geschaltet. Wenn die Röhren unterschiedliche Ströme ziehen, ist eine Justage auf genau 600mA nicht damit gleichzusetzen, dass jede Röhre auch 300mA zieht. Das kann leicht bei der Verwendung unterschiedlicher Hersteller auftreten.

Die einzelnen Bauelemente habe ich ausgemessen und so weit selektiert, wie es mir sinnvoll erschien. Daher z.B. auch die Werteangaben auf den Kondensatoren. Voodoteile sind hier nicht im Einsatz.

An Röhren habe ich in zurückliegender Zeit so einiges ausprobiert. Neben klanglichen Gesichtspunkten geht es natürlich auch darum, möglichst Exemplare mit äußerst geringer Rauschneigung und Mikrophonie zu finden. Aktuell laufen in der RIAA-Stufe je zwei PCC88 von Telefunken. Da ich hier einen Vorrat an neuen Exemplaren habe, konnte ich so gut es ging, passende Pärchen bilden. Zumindest, was die Anodenströme angeht. Und in der Line-Stufe ist je eine rote E180F Valvo im Einsatz.

Die beiden Trafos habe ich in ein separates Gehäuse ausgelagert. Einerseits, weil ich mir dadurch geringere Störeinflüsse verspreche, andererseits ist im Gehäuse nicht wirklich Platz dafür vorhanden.


Vorverstärker mit PCC88 und E180F





























Die fünf Module des VV habe ich im neuen Gehäuse anders angeordnet, um die Leitungsführung zu optimieren. Einen Nachteil im Betrieb hatte ich immer, da ich mir hier wohl bei der Konzeptionierung zu wenig Gedanken gemacht hatte. Nutze ich nur die Linestufe, ist auch die RIAA unnötiger Weise in Betrieb. Das muss ja nicht sein. Nun wollte ich die Module nicht neu konzipieren bzw. aufbauen. Also brauchte ich eine Möglichkeit, die vier Betriebsspannungen und zwei Heizspannungen abschaltbar zu machen. Zu dumm, dass das Gehäuse nur einen einpoligen Druckschalter aufweist. Zusätzliche Schalter wollte ich nicht. Gelöst habe ich die Sache, indem ich die Wechselspannung des Heiztrafo vor der Gleichrichtung über den Schalter geführt habe. Von dort führt eine zusätzliche Gleichrichtung zu einem vierpoligen Industrierelais. Wird der Taster also betätigt, werden die xCC88 geheizt und zeitverzögert die Betriebsspannung zugeschaltet.


Noch etwas musste ich lösen. Wie auf den Bildern zu erkennen, verfügt das Gehäuse über eine Aussparung für eine Standard Europabuchse für die Netzspannung. Da die Trafos ausgelagert sind, hätte ich im Normalfall die praktischen Neutrik-Buchsen verwendet, wollte aus optischen Gründen aber gerne die Rückseite unverändert lassen. Ein normaler Europastecker kann in der Hektik (z.B. wenn man schnell mal ein Gerät tauscht) zu Verwechslungen führen und stellt eine Gefahr dar. Ich habe nun eine Heißgerätebuchse eingebaut. Solche gibt es sonst in meinem Haushalt nicht. Das sichert zumindest, dass nicht versehentlich ein normaler Netzstecker eingesteckt wird. Richtig professionell ist es aber dann doch nicht und sollte keine Nachahmung finden.

Gemessen an meinen Möglichkeiten und dem eingesetzten Budget, halte ich den Vorverstärker in der baulichen Ausführung und im Klang als optimal und sozusagen als das Beste, was ich diesbezüglich hin bekommen habe. Sicher auch das Ergebnis eines kontinuierlichen Lernprozesses aus zurückliegenden Konstruktionen mit einigen Fehlschlägen.
Die letzten Wochen habe ich intensiv Musik gehört. Immer mal wieder zum Vergleich eine andere Vorstufe genutzt, und es stellte sich das gute Gefühl ein, ja so ist es richtig!



Ich kann den Bau dieses Vorverstärker uneingeschränkt empfehlen. Wer es nicht bereits hat, sollte sich oben genanntes Buch gönnen. (nicht allein wegen der enthaltenen Schaltung(en), sondern weil es kurzweilig geschrieben ist und eine Menge, manchmal nicht auf die Goldwaage zu legenden Denkanstöße beinhaltet). Wenn ich eine Empfehlung geben darf dann ist es, die Bauvorschläge als Anregung zu betrachten und sich am Ende seine Vorstufe so aufzubauen, wie man sie selbst als optimal empfindet. Feste Regeln gibt es hier genau so wenig, wie der eine Weg nach Rom (meine Meinung)



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